Gold zieht den Menschen seit mehr als 6.000 Jahren mit fast magischen Kräften an. Trotz des geringen industriellen Nutz- wertes gilt Gold als Inbegriff für Reichtum, Pracht und Macht. Über Jahrzehnte wurde Gold von Seiten des Staates kontrolliert und der Privatbesitz zeitweise gar verboten. In den USA wurde der Goldpreis und der private Besitz des Edelmetalls 1973 freigegeben und China ließ den freien Goldhandel und Privatbesitz erst ab 2003 zu.
Noch in den 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts versuchten Zentralbanken, durch systematische Interventionen den Goldpreis zu manipulieren und zu schwächen. Im Juni 1999 erreichte der Goldpreis ein Jahrzehnttief von 252 US-Dollar pro Feinunze (31,1 Gramm). Damit sollte die Währungskonkurrenz zu Gold, der US-Dollar, gestärkt werden, um damit eine scheinbare wirtschaftliche Stabilität vorzuspiegeln.
Im heutigen 21. Jahrhundert erlebt Gold eine Renaissance. Lag der Preis für die Feinunze Mitte 2002 noch bei rund 300 US-Dollar, hat sich dieser bis Anfang 2008, zwar mit Schwankungen, aber stetig, fast verdreifacht und erreichte am 3. Januar mit 865 US-Dollar einen historischen Höchststand. Einige Experten rechnen damit, dass auch die 1.000-US-Dollar-Hürde bald überschritten wird. Selbst auf Basis des starken Euros legte der Goldpreis deutlich zu. Im Juni 2005 noch bei 350 Euro musste man Anfang Januar fast 600 Euro pro Feinunze Gold bezahlen.
Allerdings ist der Wert des Goldes langfristig und inflationsbereinigt gefallen. Im Jahr 1980 lag der Goldpreis bereits einmal bei 850 US-Dollar, die heute, inflationsbereinigt 2.000 bis 2.200 US-Dollar entsprechen. Obwohl die Rolle des Goldes als Krisenmetall infrage gestellt werden kann, geht der jüngste Anstieg des Goldpreises mit einer Krise um die US-amerikanischen Immobilienkredite, der weiteren Verteuerung des Rohölpreises auf 100 US-Dollar pro Fass und der latenten generellen politischen Unsicherheit im Nahen und Mittleren Osten einher. Mit hoher Wahrscheinlichkeit untermauert die gestiegene und steigende Nachfrage nach Gold und Goldschmuck, insbesondere in Indien und China, den heute wichtigsten Goldmärkten, die Renaissance des Goldes auch in Zukunft.
Man schätzt, dass bisher rund 160.000 Tonnen Gold aus der Erde gewonnen wurden, mehr als 60 Prozent dieser Menge allein seit 1950. Aufgrund des sehr hohen spezifischen Gewichts, ein Kubikmeter Gold wiegt 19,3 Tonnen, würde diese Menge in einen Würfel von gerade einmal 20 Metern Kantenlänge passen. Obwohl einiges an Gold mit spanischen Galeeren auf den Grund der Ozeane sank oder vergraben und vergessen in Gärten und Wäldern ruht, ist davon auszugehen, dass der Großteil überwiegend als Schmuck, Barren oder Münzen noch zur Verfügung steht. Gold ist ein Edelmetall, chemisch kaum angreifbar, rostet nicht und verdirbt nicht. Selbst industriell genutztes Gold oder „Goldschrott“ unterliegt einer hohen Recycling-Rate und wird wieder verfügbar gemacht.
Jährlich werden zurzeit rund 2.500 Tonnen Gold aus Bergwerken gewonnen. Hinzu kommen noch rund 1.000 Tonnen, die aus Goldschrott und Recycling-Gold stammen, sodass das Angebot an physischem „neuen“ Gold pro Jahr bei rund 3.500 Tonnen liegt. Demgegenüber steht eine Nachfrage von rund 3.300 bis 3.400 Tonnen Gold. Mit 2.400 Tonnen nimmt die Schmuckindustrie rund 70 Prozent des Goldangebots ab, mit rund 450 Tonnen wandern rund 15 Prozent in die industrielle Anwendung (Elektronik, Zahnmedizin) und fast die gleiche Menge wird in Form von Barren und Münzen in Investitionsinstrumente umgewandelt. Die Differenz zwischen jährlichem physischen Angebot und Nachfrage von zwischen 100 und 200 Tonnen, diese Zahl schwankt von Jahr zu Jahr, geht überwiegend in die Hände von Institutionellen Investoren.
Die heute bekannten Golderzreserven und -lagerstätten reichen noch für weitere 40 bis 45 Jahre Produktion. Zusammen mit den bereits geförderten und überwiegend noch vorhandenen Goldmengen stehen also der Menschheit mehr als 270.000 Tonnen Gold zur Verfügung. Gemessen an der Milliardenbevölkerung allein in Indien und China, die sich mit wachsendem Wohlstand zu Investitionen in Gold entschließen könnten, erscheint diese Menge jedoch eher gering.
Gold ist ein Edelmetall von herausragenden physischen und chemischen Eigenschaften mit allerdings relativ geringem industriellen Nutzwert. Gold wird nicht verbraucht, aber doch gebraucht. Insbesondere zu Festtagen in Indien nimmt der Goldhandel zum Beispiel deutlich zu. Bräute und Ehefrauen möchten mit etwas Werthaltigem und Beständigem beschenkt werden. Dies ist schon seit Jahrtausenden auf fast allen Kontinenten der Erde der Fall und wird sicher auch in Zukunft so bleiben: Gold, ein Phänomen.
Durch geologische Prozesse haben sich in der Erdkruste kostbare Goldschätze angelagert. Hätten die Konquistadoren vor gut 500 Jahren Kenntnisse über die Entstehung von Goldlagerstätten gehabt, wären sie nicht blind vor Goldsucht auf der vergeblichen Suche nach El Dorado zugrunde gegangen. Auch so mancher Anleger in Goldaktien kann sein Risiko verringern und Chancen erhöhen, wenn er einige grundlegende Aspekte zur Exploration und zur Gewinnung des Edelmetalls in Betracht zieht und aus der Geschichte von erfolgreichen und weniger erfolgreichen, ja betrügerischen Goldprojekten seine Schlüsse zieht.
Mehr als die Hälfte meines dreißigjährigen Berufslebens als Geologe habe ich mich mit der Exploration und der bergbaulichen Gewinnung von Gold beschäftigt. Was fasziniert mich am Gold? Obwohl das Finden neuer Goldlagerstätten ein kostspieliges und risikoreiches Unterfangen ist, obwohl selbst der Abbau einer Lagerstätte oftmals mit erheblichem Aufwand und Schwierigkeiten verbunden ist, so ist Gold der beste Rohstoff, den man sich vorstellen kann: Es ist gut zu transportieren, da man keine teuren Pipelines wie bei Erdöl und keine Kühlschiffe wie bei Schweinebäuchen braucht. Ein Hubschrauber mit einer Wachmannschaft genügt. Weder Marketing noch große Lagerräume sind erforderlich und die Goldproduktion ist vergleichbar mit einer Gelddruckmaschine. Jede Bank, ob in New York oder Frankfurt, ob in einem Urwaldnest am Amazonas oder in der eisigen Steppe Kasachstans, kauft Gold, abgerechnet über die tägliche Quotierung des Goldpreises in US-Dollar aus London oder New York. Einfacher geht es nicht und ein nach internationalen Regeln und Umweltstandards durchgeführter Goldbergbau schafft nicht nur Ausbildungs- und Arbeitsplätze, sondern führt oftmals in den ärmsten Regionen der Erde zu einer elementaren Verbesserung der Lebensbedingungen.
Auf alle Fälle ist ein von der Natur geformter Goldnugget oder fein verarbeiteter Goldschmuck mit seinem Glanz und der versteckten Härte und Resistenz gegen widrige Angriffe einfach zeitlos und herrlich anzusehen.