Goldverschwörung die Meinung der Goldexperten – in Gold investieren

Goldverschwörung die Meinung der Goldexperten – in Gold investieren
Frank A. J. Veneroso ist in Finanzkreisen, insbesondere unter Goldexperten, kein unbekannter Mann. Nachdem er die Eliteuniversität Harvard mit Auszeichnung verlassen hatte, arbeitete er als Wirtschaftsberater und Investmentstratege für Regierungen, Finanzinstitutionen und Unternehmen rund um den Erdball. Zu seinen Kunden zählten die Weltbank, die Regierungen von Brasilien, Korea, Portugal, die Vereinigten Arabischen Emirate sowie große Konzerne wie beispielsweise der Finanzriese Allianz/Dresdner. In seinem „1998 Gold Book Annual“ aus demselben Jahr hat Veneroso ausführliches Zahlenmaterial zusammengetragen, das die Frage nach einer Goldverschwörung aufkommen ließ.

Verschwörungstheorien gab und gibt es immer wieder, doch Veneroso gehört nicht zu denjenigen, die eine Behauptung ohne Beweise aufstellen. Wenn er annimmt, dass die Notenbanken nicht die volle Wahrheit über die in ihren Tresoren lagernden Goldbestände sagen, so kann er dafür stichhaltige Argumente liefern. Er wirft den offiziellen Stellen – insbesondere den Notenbanken – vor, die Finanzmarktakteure über die tatsächliche Marktlage bei Gold zu täuschen. Dies gelte gerade auch hinsichtlich der von den Notenbanken an den Markt ausgeliehenen Goldbestände, die weitaus höher seien, als in den offiziellen Statistiken ausgewiesen. Wenn sich diese Vorwürfe als zutreffend erweisen würden, hätte dies ungeahnte Auswirkungen auf die Entwicklung des Goldpreises.

Was hat es mit dem ausgeliehenen Gold auf sich und welche Bedeutung hat dieses so genannte Gold-Leasing? Im Grunde genommen ist es eine sehr einfache Idee. Die Notenbanken haben tonnenweise Gold in ihren Tresoren lagern, das Kosten für Lagerung und Versicherung verursacht, aber keine Einnahmen erzeugt: Gold bringt keine Zinsen. Um nun mit dem vielen Gold dennoch Geld verdienen zu können, haben kluge Finanzexperten ein verhältnismäßig einfaches Geschäftsmodell entwickelt. Eine Notenbank verleiht einen Teil ihres Goldes an eine Bullion-Bank, das ist eine Geschäftsbank, die sich auf Goldgeschäfte spezialisiert hat. Nun verfügt diese Bullion-Bank über das Gold der Notenbank für einen bestimmten Zeitraum und zahlt dafür eine Gebühr in Form eines Zinses.

Am Ende des vorher bestimmten Ausleihezeitraumes muss die gleiche Menge Gold wieder zurückgegeben werden und in der Zwischenzeit hat die Notenbank für das ursprünglich unproduktiv herumliegende Gold Zinseinnahmen erhalten. Was aber macht nun eine Bullion-Bank mit dem geliehenen Gold? Lagert sie es ein und hat jetzt ihrerseits nicht nur die Kosten für Lagerung und Versicherung, sondern auch noch die Zinszahlungen an die Notenbank zu tragen? Das wäre ein schlechtes Geschäft. Die Gold-Banken sind ebenso wie alle anderen Banken Vermittler. Sie verdienen daran, dass sie Finanzgeschäfte vermitteln.

Also nehmen sie das Gold und verkaufen es weiter, z. B an die Schmuck-Industrie oder an Investoren und kassieren dafür den entsprechenden aktuellen Goldpreis zuzüglich Provisionen und Spesen. Das eingenommene Geld investieren sie dann in Anleihen und Schatzbriefe. Das Ganze rechnet sich ungefähr folgendermaßen: Die Bullion-Bank zahlt ein Prozent Zins an die Notenbank während des Ausleihezeitraumes und legt das für den Verkauf des geliehenen Goldes eingenommene Geld mit ca. 5 bis 6 Prozent in festverzinslichen Anleihen an – macht nach Abzug der Transaktionskosten einen Gewinn von 3 bis 4 Prozent. Dieses Geschäftsmodell nennt man Gold-Carry-Trade. Ein schönes Geschäft, das allerdings einen kleinen Haken hat.

Ab dem Zeitpunkt, an dem die Bullion-Bank das geliehene Gold verkauft, steht sie im Risiko. Sie muss zum vorher bestimmten Zeitpunkt die gleiche Menge Gold, die sie verkauft hat und jetzt nicht mehr besitzt, an die Notenbank zurückgeben. Wenn sich bei der fälligen Rückgabe der Goldpreis auf dem gleichen Niveau befindet wie zu dem Zeitpunkt, als das Gold verkauft wurde, läuft alles problemlos. Die Bullion-Bank kauft am Markt die entsprechende Menge quasi kostenneutral zurück und das Geschäft mit der Notenbank wird glattgestellt. Noch besser stellt sich die Lage dar, wenn in der Zwischenzeit der Goldpreis gesunken ist. Dann kann das Gold günstiger eingekauft werden als man es verkauft hat und neben dem Zinsdifferenzgeschäft realisiert die Bullion-Bank zusätzliche Kursgewinne. Das ist die hohe Kunst des Geldver- dienens, die allerdings nicht mehr funktioniert, wenn der Goldpreis steigt. In diesem Fall müsste die Bank für den Rückkauf des gelben Metalls mehr Geld ausgeben, als sie durch denVerkauf eingenommen hat.

Dadurch wäre möglicherweise der Gewinn aus dem Zinsdifferenzgeschäft sehr schnell weggeschmolzen und es könnte im Endeffekt sogar zu einem Verlustgeschäft werden – nicht nur für die Bullion-Bank, sondern auch für die Notenbank. Wenn nämlich durch derartige Geschäftspraktiken eine Bullion-Bank zu große Verluste erleidet und in ihrer Existenz gefährdet würde, hätte sehr wahrscheinlich auch die Notenbank das Nachsehen, da diese keine Aussicht darauf hätte, von einer Pleite gegangenen Bank Zinsen zu erhalten, geschweige denn ihr Gold zurückzubekommen. Aus diesem Grund haben die Notenbanken ein sehr großes Interesse, dass ihre Geschäftspartner – die Gold-Banken – nicht durch zu hohe Goldpreise unter Druck geraten. Bereits am 17. Mai 2002 legte Frank Veneroso anlässlich des fünften internationalen Goldforums in Lima dar, dass die von den Notenbanken veröffentlichten Zahlen weitaus niedriger sind als der tatsächlich Umfang, in dem Gold-Leasing abgewickelt wird. Sinn und Zweck dieses Verhaltens ist es, die Bedeutung der Goldgeschäfte und die tatsächliche Angebots- und Nachfragesituation zu verschleiern, damit keine größeren Kursschwankungen beim Goldpreis – vor allem nicht nach oben – stattfinden

Angesichts eines von Veneroso aufgrund zahlreicher Recherchen errechneten Volumens von bis zu 16.000 Tonnen, die hierbei im Spiel sind, würden selbst kleine Verunsicherungen im Markt riesige Preisbewegungen auslösen können. Die Tatsache, dass besagtes Volumen beinahe die Hälfte der Goldreserven aller Zentralbanken darstellt, lässt die Brisanz solcher Daten erahnen. Wenn nämlich zwischenzeitlich viel mehr Gold verkauft worden ist, als nach außen hin bekannt gegeben wurde und wenn dieses Gold irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft wieder beschafft, d. h. zurückgekauft werden muss, kann der Goldpreis nur in eine Richtung laufen: nach oben.

Um einen Goldpreisanstieg zu vermeiden, sollen auch nach Meinung des Goldexperten und ehemaligen Zürcher Bankiers Ferdinand Lips seit Jahren Goldpreismanipulationen durch die Zentralbanken erfolgen. Dass auch er sich auf stichhaltige Fakten berufen kann, zeigt die Geschichte des amerikanischen Anwaltes Reginald Howe. Er verklagte den amerikanischen Notenbankchef Alan Greenspan, die Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) , fünf renommierte Geschäftsbanken – darunter J.R Morgan Chase – wegen unerlaubter Preisabsprachen im internationalen Goldhandel zur Drücken des Goldpreises. Am 3. September 2003 wurde nach intensiver Prüfung durch die amerikanischen Behörden eine Sam melklage durch das Bundesgericht von Louisiana zugelassen. Ein privater Investor, ein Goldhändler und ein Goldminenunternehmen klagen gegen J.P. Morgan Chase und gegen die Minengesellschaft Barrick Gold wegen Goldpreismanipulationen (27). Sehr wahrscheinlich werden sich die Prozesse eine ganze Weile hinziehen, aber sehr wahrscheinlich ist es auch, dass in der Zwischenzeit der Goldpreis nicht auf den Ausgang der Verfahren warten wird.