Goldene Zeiten Aktien Blue-Chips und die High-Tech-Blase

Goldene Zeiten Aktien Blue-Chips und die High-Tech-Blase
Die Ära der Aktie geht zu Ende: Der US-Softwarekonzern Microsoft wird an seine Belegschaft keine Aktienoptionen mehr ausgeben. Nach dem Platzen der High-Tech-Blase sind inzwischen viele Optionen wertlos. Noch vor drei Jahren schwärmten Analysten und Anleger von Internetaktien .Technologiewerten, Biotechs und Blue-Chips. Wenn zu jener Zeit junge Hochschulabsolventen eine Stelle bei einem Unternehmen antraten, bekamen sie genauso feuchte Augen wie die Senior-Manager, sobald die Sprache auf Aktienoptionen kam. In der Vorstellung der Älteren war mit diesen Optionen eine deutlich verkürzte Restzeit bis zum komfortablen Vorruhestand verknüpft, die Jüngeren träumten vom schnellen und vor allem großen Reichtum mit Penthouse und Porsche.

Der Aktiencrash machte diese Träume zunichte und der Softwareriese Microsoft beschloss im Juli 2003, mit der Ausgabe der „Wettscheine“ Schluss zu machen (Anm. 1). Mitarbeiter, die sich von ihren Aktien-Kaufrechten kräftige Einkommensverbesserungen und einen zügigen Aufstieg zum Millionär erhofft hatten, waren ernüchtert.

Tatsächlich hatte sich der vermeintliche „Reichmacher Börse“ zu einer gewaltigen Vermögensvernichtungsmaschine verwandelt. Zwischenzeitlich haben die Gold- und Rohstoffoptimisten viele Argumente auf ihrer Seite. Aktien sind auch nach drei Jahren Talfahrt nicht billig. In den achtziger und neunziger Jahren haben die Börsianer eine historisch einmalige Spekulationsblase aufgepustet. Die traditionellen Bewertungsrelationen sind trotz der hohen Kursverluste immer noch aus den Fugen. Gleichzeitig spitzt sich die Großwetterlage in der Weltwirtschaft weiter zu – von unkalkulierbaren politischen Risiken ganz abgesehen. Die Überschuldung, vor allem in Amerika, gefährdet das globale Finanzsystem. Für den Dollar gilt das gleiche, wenn er erst einmal richtig ins Rutschen gekommen ist. In dieser Tage suchen die Anleger nach sicheren Alternativen.

Die Extremprognosen einiger Goldexperten möchte niemand richtig ernst nehmen, aber die Erfahrungen aus den Aktienmärkten zeigen, dass das Undenkbare manchmal nur scheinbar unrealistisch ist. Wenn aus Expertenmund zu hören ist, dass Gold in den nächsten Jahren auf 3.000 US-Dollar steigt und der Dow Jones auf seinem Weg nach unten erst bei 3.000 Punkten halt macht, so ist das gewiss starker Tobak (Anm. 2). Doch auch zurückhaltendere Fachleute gehen von spürbaren Korrekturen beim Dow Jones und deutlichen Kursgewinnen bei Gold aus, denn das Potenzial für steigende Notierungen ist enorm: kaum jemand besitzt Gold in physischer Form – 98% der Anleger auf der Welt haben keine Goldbestände.

Der Goldmarkt selbst ist relativ klein, auch die korrespondierenden Aktien. Alle Goldminenaktien der Welt – sie sind vor allem in den USA, in Südafrika, Kanada und Australien beheimatet – kommen lediglich auf einen Börsenwert von rund 90 Milliarden Dollar. Das ist weniger, als manche Internetfirmen vor vier Jahren wert waren und die heute ums Überleben kämpfen. Würden die Anleger nur einen geringen Prozentsatz ihres Vermögens investieren, müssten der Goldpreis und die Aktienkurse der Goldminen kräftig nach oben schnellen.

Dass am Goldmarkt eigene und ganz andere Gesetze als auf dem Aktienmarkt gelten, kann man sehr schnell erkennen, wenn man anfängt, sich mit dem Thema intensiver zu beschäftigen. Für die Entwicklung des Goldpreises sind neben wirtschaftliche Fragen auch psychologische und insbesondere politische Aspekte relevant. Denn anders als bei den meisten anderen Rohstoffen, die, wie Kohle, Kupfer oder auch Silber und Platin, in einem engen Verhältnis von Angebot und Nachfrage stehen, ist für die Notierung des Goldes die geopolitische Großwetterlage von Bedeutung.

Die Entwicklung des Goldmarktes in den letzten 100 Jahren wurde und wird immer noch maßgeblich von der Geldpolitik der USA bestimmt. Von 1792 bis 1971 spielte Gold gemäß Verfassung und Gesetzen der Vereinigten Staaten eine offizielle monetäre Rolle. Die Verwendung von Gold in den amerikanischen Münzen endete 1933, als der Besitz von Gold für US-Staats- bürger im Zusammenhang mit staatlichen Eingriffen im Kampf gegen die Große Depression verboten wurde. Dieses Verbot wurde erst mehr als vierzig Jahre später, 1974, wieder aufgehoben. Im Jahr 1944 wurde in Bretton Woods, einem Ort in New Hampshire (USA), durch 44 Staaten ein Währungs- und Finanzabkommen beschlossen, das Gold ins Zentrum des internationalen Geldsystems stellte. Die USA verpflichteten sich damals, Dollars, die von offiziellen ausländischen Geldinstituten präsentiert wurden, in Gold einzulösen mit einem Umrechnungskurs von 35 Dollar pro Unze ( 1 Unze = 31,1035 Gramm).

Im August 1971 stellten die USA die Einlösung von Dollars gegen Gold ein und das Bretton Woods System zerfiel. Seitdem hat sich das internationale Zahlungssystem in Richtung freie Devisenkurse bewegt, wobei keine Währung mehr in Gold umtauschbar ist. In einem Gesetz aus dem Jahr 1985 erlaubte der amerikanische Kongress, die Ausgabe von Goldmünzen mit einem Nennwert als gesetzliches Zahlungsmittel wieder aufzunehmen. Diese Münzen werden der Öffentlichkeit jedoch nicht zu dem geprägten Nennwert verkauft, sondern zu dem Preis, der dem Marktwert des Goldes zum Zeitpunkt des Verkaufs zuzüglich Prägung und Auslieferung entspricht.

Somit versetzte der Kongress das Gold in den Status eines gewöhnlichen Wirtschaftsgutes, dessen Wert in Bezug zum Dollar dem freien Markt überlassen wird. Trotzdem behält es – wie seit Tausenden von Jahren – seine Eigenschaft als internationales Geld bei. Viele Nationen der Welt und die meisten Zentralbanken halten weiterhin beträchtliche Mengen Gold als Teil ihrer internationalen Geldreserven. Nach dem US-Dollar ist Gold die zweitgrößte Komponente offizieller internationaler Geldreserven. Von den weltweiten überirdischen Goldvorräten von schätzungsweisen 120.000 Tonnen werden von offiziellen Geldinstituten derzeit etwa 32.000 Tonnen als Reserven gehalten.

Der in den letzten drei Jahren gestiegene Goldpreis hat nun wieder das lange Zeit verloren gegangene Interesse an dem fast ganz gewöhnlichen Wirtschaftsgut Gold geweckt. Marc Faber, ein international renommierter Finanzexperte, der dank vieler treffsicherer Prognosen in Anlegerkreisen bereits Kultstatus genießt, vertritt nachdrücklich die These: „Die Aktienhausse der 80er- und 90er-Jahre ist schon vorbei. Jetzt verabschiedet sich auch die Anleihehausse. Greenspan schürt Inflationsängste, damit das Misstrauen in Papiergeld und lässt so den Preis der einzigen kaum vermehrbaren Währung steigen: den Preis des Goldes.“