Das Goldgeheimnis und der Goldmarkt in der neuen Finanzwelt

Das Goldgeheimnis und der Goldmarkt in der neuen Finanzwelt
Im Goldmarkt ist es genauso wie in anderen Bereichen der Finanzwelt: Es gibt Käufer und Verkäufer. Ohne diese beiden unterschiedlichen Parteien kommt kein Geschäft zustande. Goldkäufer oder Aktienkäufer gehen von steigenden Kursen aus, die Verkäufer erwarten Kursrückgänge. Wenn einer gewinnt, verliert automatisch der andere – somit ist ein Handel immer ein Null-Summen-Spiel. Sowohl bei Käufern als auch bei Verkäufern gibt es zwei Gruppen – die Privatanleger und die institutionellen Anleger, z. B. Banken, Investmentgesellschaften, Versicherungen. Ein Privatanleger wirtschaftet mit seinem eigenen Geld, während die institutionellen Anleger die Gelder von vielen anderen Privatanlegern verwalten oder Eigengeschäfte tätigen.

Es liegt in der Natur des Geschäftemachens, dass jede Seite zu den Gewinnern zählen möchte, obwohl in der Theorie jeder nur eine 50 : 50 Chance hat. In der Praxis haben jedoch die Privatanleger meistens schlechtere Karten und stehen auf der Verliererseite. Es scheint wie ein Kampf von vielen kleinen Davids gegen einige wenige institutionelle Goliaths, die in schweren Rüstungen und starken Waffen die Investmentmärkte beherrschen. Immer wieder treiben die Profis Aktien oder Gold mit Leerverkäufen nach unten, wenn die Kleinanleger kaufen. Schließlich geben die Kleinen entnervt auf, wenn die Kurse entsprechend tief gefallen sind, so dass die Großen ihre leerverkauften Titel günstig zurückkaufen können und entsprechende Gewinne realisieren.

Der Grund für dieses immer wieder gleiche Spiel ist die Überlegenheit der Profis: sie haben Zugang zu billigerem Kapital und zu größeren Kapitalmengen; sie haben mehr Erfahrung und bessere Informationen. Allerdings sind die Goliaths nicht unbesiegbar und sie wissen das auch. Sie können nämlich nur dann gewinnen, wenn die Kleinen das Spiel nach den Regeln der Großen mitspielen. Genauso wie der biblische David gegen den Riesen verloren hätte, wenn er sich mit schwerer Rüstung und großem Schwert in den Kampf begeben hätte, verlieren die Privatanleger, wenn sie mit den gleichen Mitteln arbeiten wie die Profis. Sobald sie jedoch eine andere Strategie wählen und eine bessere Taktik einsetzen, können sie im Spiel mit den Großen gewinnen. Wenn sie einige wichtige Grundregeln befolgen, können sie ihre Vorteile nutzen und erfolgreich gegen die Riesen antreten.

Die wichtigste Regel, die für alle Märkte gilt, ist das Gesetz von Angebot und Nachfrage. Auch wenn Politiker und Notenbanker ihre Hände im Spiel haben, kann dieses Grundgesetz für den Goldmarkt nicht vollständig außer Kraft gesetzt werden. Jährlich werden rund 2.500 Tonnen Gold gewonnen, etwa 500 Tonnen werden zusätzlich durch Recycling wiederverwendbar gemacht. Der Gesamtbedarf liegt jedoch schon seit Jahren bei ungefähr 4.000 Tonnen. Die fehlenden 1.000 Tonnen wurden bisher aus Verkäufen der Zentralbanken und Großbanken, die Gold besitzen, gedeckt. Aufgrund der zu erwartenden steigenden Nachfrage und der Tatsache, dass die Zentralbanken als Goldverkäufer eher ausscheiden werden (s. Artikel Der Preis des Goldes), ist anzunehmen, dass wie bei allen anderen Wirtschaftsgütern, bei denen ein Nachfrageüberhang besteht, auch bei Gold der Preis auf mittlere und längere Sicht steigen muss.

Die zweite wichtige Regel betrifft den Faktor Zeit. Im Kurzfristbereich haben Privatanleger gegen professionelle Trader keine echte Chance. Wer in Zeiträumen von zwei bis drei Monaten – oder noch kürzer – erfolgreiche Geschäfte tätigen will, braucht sehr viel Erfahrung und beste Informationen. Auch im Mittelfristbereich ist es für die Privaten sehr schwer, sich richtig zu positionieren. Im Gegensatz dazu ist es verhältnismäßig leicht festzustellen, ob sich ein Markt hauptsächlich in einem Aufwärtstrend oder in einem Abwärtstrend befindet. Man muss kein Profi sein, um anhand eines Chart festzustellen, woher der Wind weht, wenn man längere Zeiträume betrachtet. Den übergeordneten Haupttrend erkennt man in der Regel deutlich, wenn man sich einige Male mit den Charts der betreffenden Märkte befasst hat. Im Internet gibt es eine Reihe von informativen und nützlichen Seiten, die sehr schnell Aufschluss über kurz-, mittel- und längerfristige Trends geben. Wenn man wie beim Gold einen längerfristigen Aufwärtstrend erkennen kann, sollte man sich nicht von kurz- oder mittelfristigen Prognosen oder Marktmeinungen irritieren lassen.

An dritter Stelle spielt beim Gold ein weiterer Aspekt eine bedeutende Rolle -„Leerverkäufe“, auch Short Selling genannt. Das ist eine typische Strategie der Profis, gegen die Privatanleger so gut wie immer den Kürzeren ziehen. Short Selling heißt, man verkauft etwas – zum Beispiel Gold, was man gar nicht besitzt, in der Hoffnung, es später zu einem günstigeren Preis zurückkaufen zu können. Man möchte von fallenden Kursen beim Gold profitieren. Ein solcher Verkaufsvorgang funktioniert in der Form, dass sich institutionelle Anleger Gold von einer Bank gegen eine Gebühr für einen bestimmten Zeitraum leihen. Dieses geliehene Gold verkauft man dann in der Erwartung oder Hoffnung, dass der Goldpreis während des Ausleihzeitraumes fällt. Vor Ablauf der Ausleihfrist kauft man dann das Gold zu einem niedrigeren Kurs, gibt es der Bank zurück und hat nach Abzug der Leihgebühr einen Gewinn erwirtschaftet. Diese Art von Geschäften ist natürlich sehr riskant, denn sollte der Goldpreis während des Ausleihzeitraumes nicht wie erwartet fallen, sondern steigen, muss man schleunigst seine Position schließen und versuchen, mit möglichst wenig Verlust auszusteigen.

Beim Short Selling wird durch diese so genannten Leerverkäufe der Preis des Goldes massiv nach unten gedrückt, da bei den Profis immer riesige Geldsummen im Spiel sind. Gleichzeitig wollen diese Goliaths in Wirklichkeit das Gold gar nicht physisch besitzen, sondern sie wollen nur den Markt manipulieren und Papiergewinne erzielen. Dieses Spiel kann nur von den Großen erfolgreich gespielt werden, solange die Geschäfte ausschließlich auf dem Papier ablaufen. Sobald das echte Metall ge- und verkauft wird, funktioniert dieses Geschäftsmodell nicht mehr. Der Privatanleger kann sich das Wissen um die Leerverkäufe zunutze machen – nicht indem er ebenfalls in solche Geschäfte einsteigt, sondern indem er genau das Gegenteil davon tut. Er kauft sich echtes physisches Gold und besitzt es damit wirklich. Dieses Gold, das in seinem privaten Besitz ist, kann nicht mehr von Banken verliehen werden. Dadurch dass er den Banken die Verleihmöglichkeit entzieht, verhindert er, dass Leerverkäufer mit geliehener Ware den Preis seines Goldes drücken können. Somit sind wir wieder bei Grundregel Nr. 1 angelangt: Angebot und Nachfrage. Wenn echtes Gold gekauft wird, steigt die Nachfrage und mit dem echten Kauf verringert sich gleichzeitig das Angebot. Auf diese Weise wird den Spekulanten die Grundlage für ihr Geschäft entzogen. Dies ist das bestgehütete Goldgeheimnis.

Als Privatanleger kann man Gewinne mit Gold erzielen, wenn man sich seiner Sache sicher ist und sich nicht von den durch die Spekulanten verursachten Preisschwankungen irritieren lässt. Im Goldmarkt sind stärkere Kursausschläge eher die Regel als die Ausnahme. Wer echtes Gold in Form von Barren oder Münzen besitzt, steht nicht unter Druck wie die Leerverkäufer, die in kurzen Zeiträumen von wenigen Wochen oder Monaten agieren müssen. Solange man auf den langfristigen Charts erkennen kann, dass der Haupttrend in die gewünschte Richtung zeigt, braucht man sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen.